Ist Dünger bei Aquaponik notwendig?
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Ist zusätzlicher Dünger in der Aquaponik erforderlich?

« Diese Parameter sollte man regelmäßig überprüfen »

Weltweit sind über 700 Millionen Menschen dauerhaft unterernährt. Die Ernährungssicherheit bereitet den Experten der UNO und WHO daher ebenso viel Kopfzerbrechen wie die Entwicklung im Klimasystem. Das zurzeit erforschte Aquaponik-Prinzip weist allerdings erhebliches Potenzial auf und könnte sich als alternative Anbaumethode etablieren. Doch ist es bei Aquaponik noch notwendig, Dünger einzusetzen?

Aquaponik – die Zukunft der Landwirtschaft

Hierbei ist „Kreislaufwirtschaft“ das entscheidende Stichwort: Aquaponik kombiniert die Methoden der Aquakultur (Zucht von Wasserbewohnern) und Hydroponik (Kultivierung von Pflanzen ohne Erde) miteinander, weil sie einander ergänzen. So scheiden Fische und Co. stickstoffhaltige Elemente aus, die als idealer Pflanzendünger dienen.

In der Praxis benötigt man demnach zunächst lichtdurchlässige Fischbecken. Sie sorgen für reichlich Algenwachstum im Wasser, was den Fischen als Nahrungsgrundlage dient. Die mit hohem Fassungsvermögen ausgestatteten IBC-Container bieten sich für jenen Zweck an. Es ist aber grundsätzlich jeder Wassertank geeignet, der ohne Weichmacher und damit lebensmittelsicher daherkommt.

Hieran schließt sich das duale Filtersystem an: Der mechanische Part befreit das Wasser von groben Verschmutzungen, während Mikroben im Biofilter das im Becken gewonnene Ammonium (NH4) zunächst in Nitrit (NO2) und dann in Nitrat (NO3) umwandeln. Mittels automatischer Bewässerungstechnik gelangt die Nährflüssigkeit zu den Wurzeln der Pflanzen, die hieraus CO2 gewinnen, was zur Photosynthese benötigt wird.

Aquaponik-System

Ist Dünger notwendig? Richtwerte verstehen und messen

Wer sich im heimischen Gewächshaus für die Methode der Aquaponik entscheidet, kann demnach ohne schlechtes Gewissen immer reichlich Gemüse und Fisch auf den Speisezettel setzen. Schließlich kommt man im Idealfall ohne die Hilfe mineralischer Dünger-Zusätze aus. Dafür muss man die Werte im Fischbecken allerdings penibel im Auge behalten. Die entscheidenden Parameter sind:

Phosphat

Dies ist ein sehr guter Pflanzendünger. Der Bedarf dafür ist nicht sehr hoch, sodass Mangelzustände selten auftreten. Wenn sich zu viel Phosphat im Prozesswasser anreichert, kann es zu einer Algenplage kommen. Es hemmt zudem das Wachstum der Fische und stresst die Tiere.

Für ein optimales Algenwachstum ist im Süßwasser-Becken ein Phosphorgehalt von 0 – 1 mg/l anzustreben. Wenn der IBC-Behälter mit Salzwasser gefüllt ist, dürfen 0,05 mg/l nicht überschritten werden, da Korallen ab diesem Wert absterben.

Algenplage im Aquarium
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Ammonium

Der Stoff entsteht bei der Zersetzung organischer Materie und wird von den Fischen in Form von Kot über die Kiemen ausgeschieden. Mit seiner Freisetzung startet der Stickstoffkreislauf der Aquaponik.

0,1 bis 0,25 ppm sind gute Werte. Steigt die Konzentration im Prozesswasser über 0,5 ppm, wird ein kritischer Punkt überschritten, der die Bildung von Ammoniak (NH3) begünstigt.

pH-Wert

Das Prozesswasser hat bei Werten von 6 – 8 optimale Dünger-Eigenschaften. Es gilt hier jedoch auch zu bedenken, dass sich das saure Ammonium unterhalb des pH-Wertes von 7 ins für Fische giftige Ammoniak verwandelt.

Fische im Aquarium
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Nitrit

Das Zwischenprodukt gibt Aufschluss über den Vorgang zur Bereitstellung von Dünger und den Abbau von Schadstoffen. In hohen Dosen werden die Fische an Vergiftungssymptomen leiden. Problematisch wird es, wenn sich mehr als 5 ppm messen lassen.

Nitrat

Nachdem die Bakterien ihre Arbeit verrichtet haben, steht mit Nitrat endlich der natürliche Dünger zur Verfügung. Für Pflanze und Tier ist es in keiner Konzentration schädlich. Ab 100 ppm führt es jedoch zu vermehrtem Algenwachstum, was der Wasser-Qualität auf Dauer nicht zuträglich ist.

Für sämtliche aufgeführten Stoffe gilt: Von günstigen Messstreifen ist abzuraten, da sie sehr ungenaue Ergebnisse liefern. Wasser-Tests in Tröpfchenform fördern exakte Werte zutage und geben damit schon einen klaren Hinweis auf die Ursache des Problems.

Wassertröpfchen Test - Dünger
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Alles ins Gleichgewicht bringen

Und der Problemfelder gibt es viele: Wenn etwa der pH-Wert zu niedrig ist, muss man den Zulauf zum Fischbecken drosseln. Ist er zu hoch, wird er womöglich durch nicht lebensmittelechte PVC-Bestandteile der Aquaponik-Anlage verursacht. Der umweltbewusste Hobbybauer tut daher gut daran, IBC-Container und solches IBC-Zubehör einzusetzen, das aus langlebigem Polyethylen hergestellt wird. Zur kurzfristigen Regulierung des Wertes eignen sich zermahlene Eierschalen. Eine Idee sind unsere einfachen und kompakten IBC Aquaponic Hochbeete.

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Lösung bei zu viel oder zu wenig Phosphat

Phosphat entsteht bei der Verdauung von Fischen, gelangt über die Nahrung und Leitungswasser ins System. Wenn die Tests zu hohe Werte anzeigen, leistet eine vorgeschaltete Osmose-Anlage langfristige Abhilfe. Bei Phosphat-Mangel freuen sich die Pflanzen, wenn das Prozesswasser einmal wöchentlich mit Kaffeesatz angereichert wird.

Zu viel Ammonium in der Anlage?

Ohne Ammonium kann die beste Aquaponik-Anlage keinen Dünger generieren. Grundsätzlich gilt: Je mehr Biomaterial im Fischtank versammelt ist, umso mehr Abfallprodukte entstehen. Dies soll jedoch keinesfalls bedeuten, dass man dem Prozesswasser in Mangelsituationen unangemessen viele Fische hinzufügt. Tiere sind keine Gegenstände, die man nach Belieben einsetzen kann. So sieht das deutsche Tierschutzgesetz für jede Fischart einen ganz spezifischen Platzbedarf vor, den man niemals unterschreiten darf. Wenn man beim Messen zu viel Ammonium registriert, wurde eventuell zu intensiv gefüttert. Oder der Biofilter ist unterdimensioniert.

Was tun bei zu viel Nitrit im Tank?

Ergeben die Tests einen Nitritüberschuss? Das kann durch tote Fische im Becken passieren. Womöglich sind aber auch die Temperaturen in der Aquaponik-Anlage zu niedrig. Die Mikroorganismen im Biofilter stellen ihre Tätigkeit nämlich ein, sobald das Thermostat weniger als 5 °C anzeigt.

Einen ausgewogenen Bakterienhaushalt erkennt man daran, dass niedrige Ammonium- und Nitritwerte mit stetig steigender Nitrat-Konzentration einhergehen. Spitzenwerte lassen sich vor allem während der Sämlingsphase messen und sind kein Grund zur Beunruhigung. Wenn man dauerhaft zu viel Dünger im System registriert, gibts zwei Möglichkeiten zur Reduktion: Weniger Tiere im Becken halten oder mehr Pflanzen anbauen.

Artgerechtes Futter ist der beste Dünger

Nun kann man freilich einige Missstände beheben, indem man der Pflanze spezielle Dünger-Zusätze zukommen lässt. Es stellt sich nur die Frage, was man damit gewinnt, weil das ursprüngliche Ungleichgewicht in der Aquaponik erhalten bleibt. Darüber hinaus gilt es zu berücksichtigen, dass mineralischer Dünger von den Pflanzen nur sehr langsam verstoffwechselt wird und damit letztlich auf dem Teller landet. Es besteht bei unsachgemäßem Gebrauch zudem die Gefahr der Überdüngung. Biologischer Dünger ist schonender, muss aber erst umgewandelt werden. Daher ist er bei akutem Nährstoffmangel nutzlos.

Fische füttern - Dünger
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Die klügste Vorgehensweise ist daher immer noch, den Fisch als lebendige Stickstoffquelle möglichst effektiv einzusetzen. Das bedeutet vor allem, kommerzielles Fischfutter zu meiden, das überwiegend aus Fischmehl besteht und sehr hohe Phosphat-Werte aufweist. Ausgewogenheit ist in diesem Bereich besonders wichtig, damit die Pflanze letztendlich den richtigen Dünger erhält. So kann man den Nitrat-Wert im Fischbecken über die Nährstoffzufuhr sehr gezielt steuern. Die meisten Wasserbewohner sind Allesfresser und ernähren sich hauptsächlich von Algen und den Ablagerungen im Becken. Zufütterungen sind von der Temperatur und der Art der angebauten Pflanze abhängig. Hierbei sollte man grundsätzlich hochwertige Nahrung (getrocknete Insektenlarven, Frischfutter) ins Auge fassen, da sich dessen Qualität direkt auf den in der Aquaponik-Anlage gewonnenen Pflanzendünger überträgt.