« Die ersten Tage »
Viel Recherche war nötig, um aus einem einfachen IBC Container ein funktionierendes Aquaponic System zu machen. Eine aus einem Wassertank umgebaute Anlage verlangt einiges an handwerklichem Geschick. Doch schließlich ist es geschafft und der Betrieb beginnt. Aber wie verliefen die ersten Tage? Werfen wir einen näheren Blick darauf.
Start mit Fischen
Für den Start meines Aquaponic Systems mit Fischen muss zuerst ein Stickstoffkreislauf sichergestellt werden. Dafür gibt es vorgefertigte Produkte, sogenannte Bakterienstarter, die alle Bakterien enthalten, die für die Fischzucht notwendig sind. Dann dauert es bis zu sechs Wochen, bis das System einsatzbereit ist. Währenddessen gilt es, immer wieder die Wasserqualität zu überprüfen. Alternativ kann auch Wasser aus einem bestehenden Kreislauf hinzugefügt werden. Trotzdem sind einige Verluste von Fischen kaum zu vermeiden. Im Gegenzug hätte ich bereits früh ein funktionierendes System gehabt. Der Pflanzenbesatz wäre nur kurze Zeit später gefolgt.
Start mit Pflanzen
Die von mir bevorzugte Variante war jedoch der Start mit einigen Pflanzen. Die Fische sollten dann später folgen. Ich wollte nicht bereits zu Beginn meines Projektes die ersten Tiere auf dem Gewissen haben. Daher habe ich dem Wasser Harnstoff in Form von Ammoniak zugefügt. Der Kreislauf musste durch die Pumpe natürlich schon am Laufen gehalten werden. Ähnlich wie beim Fischstart, muss auch hier regelmäßig die Wasserqualität überprüft werden. Je mehr Bakterien sich in dem ehemaligen IBC Tank angesammelt haben, desto weiter sinkt der Ammoniakgehalt. Jetzt gilt es, weiter Ammoniak hinzuzugeben, damit sich Nitrite in der Anlage bilden. Die Bakterien wandeln diese Nitrite dann in Nitrat um. Jetzt lässt sich der Kreislauf durch Einsatz von Fischen vervollständigen, ohne Gefahr zu laufen, dass viele der Tiere nicht überleben.
Diese Variante erschien mir erfolgversprechender und gleichzeitig entspannter. Das Ergebnis spricht jedenfalls dafür. Je geringer die Wassertemperatur ist, desto länger dauert es aber, bis die Anlage einsatzbereit ist.
Die richtige Wassertemperatur
Ein Punkt, über den ich mir bis dato kaum Gedanken gemacht hatte, ist die Temperatur des Wassers. Dieser Aspekt wird natürlich auch von dem Standort der Anlage beeinflusst. Meine Gedanken dazu habe ich weiter unten geteilt. Grundsätzlich wird für Aquaponic Systeme meistens von Warmwasser gesprochen. In eher wechselhaftem, mitteleuropäischem Klima, ist das ohne Gewächshaus aber kaum zu schaffen. Dabei sollten 20 °C Wassertemperatur für Warmwasserfische mindestens gewährleistet werden. Andernfalls kann ich mich erneut von den Tieren verabschieden. Einheimische Fischarten sind dabei eine Alternative. Karpfen benötigen beispielsweise deutlich geringere Temperaturen zum Überleben, als andere Fischarten. Außer von der Wahl der Fischart beeinflusst die Wassertemperatur aber tatsächlich eher geringfügig das gesamte Vorhaben. Für mein System ist die Entscheidung auch aufgrund eines vorhandenen Gewächshauses auf Warmwasser gefallen.
Darauf gilt es außerdem zu achten
Auf dem Weg zu meinem Aquaponic System gab es darüber hinaus noch einige Faktoren zu berücksichtigen. Zuerst braucht die Anlage einiges an Platz. Der Bau fand mitten in meinem Garten statt und konnte bei schlechtem Wetter oder einigen vergessenen Rohren auch unterbrochen werden. Der Stellplatz für das System sollte dagegen eine endgültige Lösung darstellen. Daher habe ich mich für die freie Ecke meines Gewächshauses entschieden. Der Vorteil ist die verhältnismäßig konstante Temperatur. Darüber hinaus können keine Blätter, Tiere oder Ähnliches in das geschlossene Aquaponic System gelangen. Alternativ hätte ich den Tank auch gegen die Kälte des Bodens dämmen und von oben abdecken können. Dann wäre auch jede andere Ecke des Gartens infrage gekommen. Sobald weitere Wassertanks zu meinem Projekt dazukommen, muss ich allerdings über ein eigenes Gewächshaus für das Aquaponic System nachdenken.
Anfangs war auch die Menge der Fische eine ernsthafte Herausforderung. Ich wolle sowohl eine Über- als auch eine Unterbevölkerung des Tanks vermeiden. Ein einfacher Richtwert ist dabei die Fischanzahl pro Liter Wasser im Container. Wer es jedoch etwas genauer wissen möchte, kann sich schlau machen, wie viele Nährstoffe die verwendeten Pflanzen benötigen. Daraus lässt sich ableiten, wie viele Tiere benötigt werden, weil diese ja die Nahrung für den Pflanzenbesatz liefern. Wenn ich den Besatz immer identisch beibehalte, muss ich außerdem die Fischanzahl nicht permanent anpassen. Wann immer die Tiere zu groß werden, muss die Anzahl aber trotzdem angepasst werden.
Auch wenn es logisch erscheinen mag, hat auch die Wahl den IBC-Tanks selbst eine Auswirkung auf mein System. Diese „Intermediate Bulk Container“ werden oft in der chemischen Industrie eingesetzt. Deshalb habe ich mich vergewissert, was in meinem gebrauchten IBC Container zuvor gelagert wurde. Das Risiko von restlichen Chemikalien im Tank muss nicht unbedingt eingegangen werden. Oft genug wurden die Tanks vorher auch nur für Wasser oder andere unbedenkliche Stoffe genutzt. In jedem Fall würde ich den Tank vor der ersten Befüllung jedoch ordentlich ausspülen.
Die ersten Schritte habe ich jetzt erfolgreich unternommen und kann hoffentlich bald meine Ernte probieren. Wichtig für den Erfolg des Systems war bisher ohne Frage auch etwas Geduld zu beweisen. Besonders bis die Fische im Aquaponic System einen geeigneten Lebensraum finden, vergeht einfach etwas Zeit. Währenddessen ist es besonders wichtig, die Nitrit-, Nitrat- und Ammoniakwerte laufend zu überwachen.