Obstbäume versprechen über viele Jahre hinweg einen stabilen Ernteertrag. Deshalb erfreuen sie sich sowohl im gewerblichen als auch im privaten Rahmen großer Beliebtheit. Allerdings sind die Triebe der Bäume mitunter anfällig gegenüber Kälte und Minustemperaturen. Was im Winter meist kein Problem darstellt, kann nach Austreiben der Blüten im Frühjahr oder bei noch jungen Pflanzen zum echten Problem werden. Um junge Obstbäume vor Frost zu schützen, hat sich mittlerweile die Frostberegnung als zielführende Lösung etabliert. Ob das Verfahren nur im gewerblichen Rahmen sinnvoll nutzbar ist, oder ob Sie als Hobbygärtner auch davon profitieren können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist überhaupt Frostberegnung?
Unter Frostberegnung versteht man – die Bezeichnung lässt es vermuten – die gezielte Berieselung von Pflanzen mit Wasser während einer Frostperiode. Normalerweise wird bei Frost das Gießen und die Gartenbewässerung eingestellt, da auffrierendes Wasser im Boden vor allem die feinen, für die Wasser- und Nährstoffaufnahme erforderlichen Wurzelgespinste schädigt. Hier wird das Wasser aber nicht den Wurzeln zugeführt, sondern gezielt mit Bewässerungs-Regnern über dem Obstbaum ausgebracht. Durch die Minusgrade gefrieren die Tropfen beim Auftreffen auf die Oberfläche der Pflanze und bilden einen Eispanzer, der vor allem Blüten, Blätter und junge Triebe umhüllt. Zwar bedeutet auch dieses Eis eine Belastung für den Baum. Allerdings schützt der Eispanzer wie eine Thermohülle vor den weit schlimmeren Belastungen und Schäden durch tiefe Minusgrade.
Wie funktioniert Frostberegnung?
Die Frage: „Wie funktioniert Frostberegnung aus technischer Sicht“ ist schnell beantwortet. Letztlich handelt es sich um eine ganz normale Beregnungsanlage, wie sie im Obst- und Gartenbau vielfach im Einsatz ist. Idealerweise werden an Stelle normaler Weitwurfregner besonders feine Nebeldüsen eingesetzt, sodass die Zerstäubung des Wassers möglichst intensiv ist. Je kleiner die Wassertropfen ausfallen, umso gleichmäßiger und schneller bildet sich der Eispanzer und umso wirksamer ist der Schutz. Gleichzeitig wird die Bildung von punktuellen Eiszapfen vermieden, die durchaus das Potenzial haben, durch ihr Gewicht Blüten oder Triebe abknicken zu lassen.
Wo und warum ist Frostberegnung sinnvoll?
Mitten im Winter erscheint die Frostberegnung sinnlos. Denn die damit zu schützenden Blüten und Neutriebe sind noch nicht vorhanden. Gleichzeitig ist im Baum selbst kaum Wasser, das zirkuliert, da sich die Pflanze im Ruhemodus befindet. Damit ist auch die Gefahr von Frostschäden minimal. Wichtig wird dieser Schutz dagegen dann, wenn die Ruhephase abgeschlossen ist und die Pflanze voller Energie die neuen Triebe und Blüten für das kommende Jahr ansetzt. Das heißt, gerade die sporadisch auftretenden Nachfröste des Frühjahrs sind die größte Gefahr für Obstbäume. Deswegen wird Pflanzenschutz mittels Wasser und Kälte auch genau zu diesem Zeitpunkt eingesetzt.
Frostberegnung im gewerblichen Rahmen
Das Verfahren ist vor allem in der Landwirtschaft, also im großflächigen, gewerblichen Anbau der Obstbäume, in Gebrauch. Hier dient es dazu, junge Obstbäume vor Frost schützen und so den für die Existenz des Betriebes unerlässlichen Ertrag zu sichern. Da der erhoffte Nutzen den erforderlichen Aufwand rechtfertigt, ist die Methode hier weit verbreitet und auch allgemein anerkannt.
Ist das Verfahren auch für Hobby-Gärtner geeignet?
Etwas anders als in der Landwirtschaft sieht es im privaten Bereich aus. Denn hier geht es meistens um eine geringe Anzahl an Bäumen und ein möglicher Ertragsausfall bedeutet zumindest aus wirtschaftlicher Sich für Hobby-Gärtner keine existenzielle Bedrohung. Aber gleichwohl, auch wer nicht mit der Landwirtschaft seinen Lebensunterhalt bestreitet, hat dennoch ein Interesse an einem gesicherten Ertrag. Hinzu kommt, dass das Verfahren mit Wasser als einzigem eingesetztem Mittel keinerlei schädliche oder in der Herstellung aufwändige Substanzen einsetzt. Es kann damit getrost als absolut umweltfreundlich und – im laufenden Betrieb – auch kostengünstige Möglichkeit angesehen werden.
Den eigenen Obstgarten gekonnt vor Frost schützen – so gelingt es
Auch aus praktischer Sicht lässt sich der Schutz vor Frost im Frühjahr recht unkompliziert umsetzen. Dafür müssen Sie lediglich einige hilfreiche Hinweise beachten und schon wird aus der einfachen Bewässerung ein wirksamer Pflanzenschutz:
Technische Beregnung oder Do-it-yourself – viele Wege zum Ziel
Wie funktioniert Frostberegnung? Sie bringen Wasser von oben über den Pflanzen aus und dieses gefriert an deren Oberfläche. Das heißt, grundsätzlich ist es belanglos, wie dieses überhaupt auf die Pflanze gelangt. Für Hobbygärtner bedeutet das, das eine technische Beregnungsanlage zwar hilfreich, aber nicht unbedingt erforderlich ist. Es reicht schon ein handelsüblicher Gartenschlauch mit einer Sprühdüse oder aber ein weitreichender Bogenregner, um die gewünschte Funktion umzusetzen.
Beregnung im Kleinformat – Nebel statt Wassertropfen
Ganz gleich, ob Sie technische Beregnungsanlagen oder den manuellen Schlauch verwenden, um Ihren Obstbaum bestmöglich zu schützen, sollten Sie auf eine möglichst feine Vernebelung achten. Regner setzen ohnehin häufig feine Düsen ein, um eine möglichst flächige Wasserausbreitung zu erzielen. Aber auch für den Gartenschlauch gibt es die Möglichkeit, über eine entsprechende Einstellung der Düse einen so feinen Sprühnebel zu erzeugen, dass dieser unmittelbar beim Auftreffen auf die ausgekühlte Baumoberfläche gefriert und den gewünschten Eispanzer entstehen lässt.
Der richtige Zeitpunkt – die größte Herausforderung für die Frostberegnung im privaten Obstgarten
Der wohl schwierigste Part, wenn es um die private Frostberegnung geht, ist es, den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz des Wassers zu bestimmen. Wird das Beregnungswasser zu früh aufgebracht, setzt es sich in die Oberfläche des Baumes und führt dort beim Gefrieren zu den eigentlich zu vermeidenden Schäden. Das Ziel ist es, die Oberfläche bereits so abkühlen zu lassen, dass die feinen Wassertropfen sofort kristallisieren und einen geschlossenen Eispanzer bilden, der aber auf der Fläche sitzt, ohne einzudringen. Präventives Wässern ist deshalb die falsche Lösung. Warten Sie ab, bis der Frost tatsächlich auftritt. Handeln Sie dann aber schnell, um die Schäden durch dauerhafte Kälte zu verhindern.
Frostberegnung im privaten Rahmen – gewusst wie, sinnvoll eingesetzt
Wie funktioniert Frostberegnung im privaten Rahmen? Ganz einfach und völlig ohne schädliche Substanzen. Beregnen Sie Ihre Obstbäume technisch oder manuell und nutzen Sie den natürlichen Schutz des Eises. Auch wenn Frostberegnung vor allem im gewerblichen Umfeld zu finden ist, profitieren auch Sie als Privatperson von der einfachen Möglichkeit, den Ertrag vor unerwartetem Nachtfrost im Frühjahr zu schützen.